Burg Hertenfels

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Burg Hertenfels

Der Burgherr auf der einst mächtigen Burg Hertenfels am Hauswiesenberg im Rieglerviertel nahe von Waldbach war bei seinen Untertanen als habgierig und kaltherzig bekannt. Um 1500 forderte er von seinen Bauern eine Unmenge von Eiern, mit denen er ein großes Feld düngen und in einen Weingarten umgestalten wollte. Dieser Weingarten sollte die bereits bestehenden Weingärten auf den sonnigen Hängen des Galgenriegels, wo einst die Richtstätte bestand, vergrößern. Die Knechte des Hertenfelser Burgherrn durchsuchten die Bauernhöfe und nahmen alles mit, was sie brauchen konnten. Die Bauern wussten keinen Rat, wie sie sich gegen die Leuteschinder wehren könnten, und so versammelten sie sich mit Dreschflegeln, Sensen und Knüppeln und verjagten die Plünderer. Dem Burggrafen, der gerade auf der Jagd war, lauerten sie auf und als er aus dem Wechselwald kam, erschlugen sie ihn. An Ort und Stelle, dort wo ein Stein aus dem Boden ragte, wurde der tote Graf verscharrt. Dieser Stein, der nahe von Breitenbrunn zu finden ist, heißt seither „Herrenstein“ oder „Raststein“.

In der Nacht danach ging über diese Gegend ein folgenschweres Unwetter nieder. In die Burg schlugen mehrere Blitze ein und sie brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die fromme Witwe des letzten Burgherrn von Hertenfels war über den Umstand, dass ihr Mann in ungeweihter Erde begraben war, tief betrübt. Und so ging sie in das Stift Vorau, wo sie den damaligen Probst Gebwin um eine geweihte Grabstelle bat. Der Probst verweigerte jedoch diese Bitte und sagte: „Die Volksstimme ist auch Gottesstimme.“ Der Nachfolger von Gebwin, Propst Bernhard III., gestattete die Überführung des letzten Hertenfelsers nach Vorau, wo noch heute in der Stiftskirche ein Gedenkstein an ihn erinnert. Die dankbare Witwe schenkte daraufhin dem Stift Vorau die beiden auf dem Galgenriegel stehenden Bauernhöfe „Franzl“ und „Peter in Moarhof“.

Eine ähnliche Geschichte besagt, dass die aufgebrachten Bauern den Gutsherrn im Schloss überfallen wollten, dieser aber gewarnt worden war und rechtzeitig fliehen konnte. Den Bauern fiel so nur das „Schloss ohne Vogel“ in die Hände. Doch die Bauern verfolgten den Grafen und stellten ihn beim sogenannten „Roststoan“ (Raststein), wo sie ihn erschlugen.

Das Geschlecht der Hertenfelser lebt noch heute in der Erinnerung der Bevölkerung fort und war bei allen Untergebenen ob seines harten Regiments gefürchtet. Nördlich des heutigen Ortes  Waldbach erhebt sich unmittelbar hinter den Häusern der „Galgenriegel“, auf dem einst der Galgen stand. So mancher Untergebener fand hier um geringfügiger Vergehen willen sein schreckliches Ende. Vor ihrer Hinrichtung, so erzählt die Sage, durften die Unglücklichen noch einen Wunsch äußern oder einen Brief an ihre Angehörigen schreiben. Einer jener Verurteilten schleuderte, nach dem er seinen Brief geschrieben hatte, das Tintenfass gegen den Felsen, vor dem sich der Galgen erhob. Heute ist von dem Galgen natürlich nichts mehr zu sehen, der Felsen aber ist ein beliebtes und nahe gelegenes Ausflugsziel geworden und jene Tintenspuren haben sich bis heute, allen Witterungseinflüssen zum Trotz, erhalten.